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Arno Stern:

 

Mit 22 Jahren nahm er 1946 eine Stelle in einem Heim für Kriegswaisen in einem Pariser Vorort an. Er sollte die Kinder beschäftigen. Er ließ sie malen und begriff sofort die Wichtigkeit dieses Spieles, vorausgesetzt, dass es unter geeigneten Bedingungen geschieht. Er erfand dafür eine besondere Einrichtung, die bis zum heutigen Tage weiterbesteht: den Malort, mit den schützenden Wänden und dem Paletten Tisch.

 

Merkmale der Formulation...

 

Die Formulation unterscheidet sich von der Kunst dadurch, dass sie keine vermittelnde Rolle spielt. Dies hat zur Folge,dass der Ausübende seine Äußerung mit keiner Erwartung verbindet und deshalb eine ungeahnte Unabhängigkeit erfährt. 

Die Formulation entsteht schon sehr früh im Leben und folgt in ihrer Entwicklung einem vorbestimmten Ablauf. Sie spielt sich ab mit ihr eigenen Bestandteilen: mit Gebilden, die sie mit keinem anderen Bereich teilt.

Sie schöpft endlos aus den verborgenen Aufspeicherungen in der organischen Erinnerung und ist deren einziges Äußerungsmittel. Als solches ist sie wertvoll und unersetzlich.

 

die Formulation erleben...

 

Das Ausüben der Formulation lässt sich als ein Spiel bezeichnen, das weder dem Bereich des künstlerischen Schaffens noch demjenigen der therapeutischen Handhabungen angehört.

 

Und doch erzeugt es Wohlbefinden und eine merkliche Sicherheit im Leben.

 

In diesem Spiel, das jedem leicht fällt, dem Großen wie dem Kleinen, entwickeln sich auch ein außergewöhnliches Können und das Bewusstsein ungeahnter Fähigkeiten.

 

Die Praxis der Formulation befreit von der beigebrachten Abhängigkeit von Vorbildern und von Begutachtung.

 

Derjenige, der sich durch dieses Spiel entfaltet, gebraucht keine Gewalt als Bestätigung, keine Drogen als Trost und Linderung. Die Tat des Formulierens ist lebenswichtig. Im Rahmen des Malortes fördert sie gleichzeitig das Selbstbewusstsein und die Beziehung zu anderen, in einem harmonischen, wettkampflosen, nirgendwo  erreichten Gleichgewicht.

 

Bettina Egger:

 

Bettina Egger hat seinen Ansatz weiterentwickelt. Sie arbeitet mit therapeutischen Interventionen, die zum Ziel haben, die Malenden zum Kontakt mit dem Bildgeschehen zu unterstützen. Dabei folgt sie den Bildern und betrachtet sie als Metaphern, die in sich eine eigene Logik, Geschichte und Konsequenz haben. Analog zur Lebenssituation können Dinge beim Malen verarbeitet, in Ordnung gebracht und neu gestaltet werden. Die Arbeit mit Bildern auf metaphorischer Ebene, bei der die Malleiterin die Bildentstehung unterstützt, nennt sie Begleitetes Malen.  

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